Hirudotherapie (Medizinische Anwendung von Blutegeln)
Am weitesten unter den medizinischen Blutegeln vertreten, ist der so genannte Hirudo medicinalis.
Diese Art der Blutegel wird bis zu 15cm lang, hat eine bräunliche bis olivgrüne Farbe und hat eine charakteristische Rückenzeichnung von sechs meist rötliche Längsstreifen auf dem Rücken und schwarze Flecken auf dem Bauch. Die Tiere können über 30 Jahre alt werden.
Die medizinischen Blutegel sind außerdem äußerst robust. Problemlos können sie einige Minuten an der Luft ausgesetzt werden und sie vertragen einen Sturz aus Armhöhe ohne weiteres. Manch ein neugieriges Kind ohne Berührungsängste hat Spaß daran die kleinen Tiere zu hätscheln.
Blutegel ernähren sich zunächst von dem Blut von Fröschen und Fischen und wenn sie ausgewachsen sind von Vögeln und Säugetieren.
Feine Tastorgane auf der Hautoberfläche der Tiere helfen ihnen dabei, potenzielle Beute ausfindig zu machen. Beim Blutsaugen geht der Blutegel dann folgendermaßen vor: zunächst saugt er sich fest, dann dringt er mit seinen scharfen Calcitzähnen besetzten drei Kiefern durch die Hautoberfläche. Während dem saugen geben Speicheldrüsen unter anderem den gerinnungshemmenden Stoff Hirudin ab. Innerhalb von 30 bis 60 Minuten kann ein Blutegel das Fünffache seiner ursprünglichen Körpermasse aufsaugen.
Neben dem gerinnungshemmenden Hirudin, wird eine histaminähnliche Flüssigkeit über die Speicheldrüsen abgesondert, welche die Blutkapillaren erweitert. Das ist der Grund weshalb eine Bisswunde noch ein bis zwei Tage nach der Therapie leicht bluten kann. Deswegen ist es notwendig einen Verband anzubringen. Die medizinische Anwendung von Hirudo medicinalis beruhen auf den immunisierenden, gefäßerweiternden und blutverdünnenden Eigenschaften als auch den erleichternden und entgiftenden Wirkungsmechanismen des Hirudin. Die kleinen, nur millimetergroßen Narben die bei der Therapie entstehen verblassen normalerweise innerhalb eines halben Jahres.
Während des Saugens wird Wasser über die Haut des Blutegels abgesondert, um das Blut einzudicken und danach durch spezielle Darmbakterien zu konservieren. Der Verdauungsprozess kann bei dem Blutegel bis zu einem Jahr dauern. Wenn der medizinische Blutegel gesättigt ist, fällt er von selbst ab.